Fotoseite
Fotografieren – ein Hobby, Leidenschaft und Sucht. So könnte man es bezeichnen. Mein erstes Selbstgeknipstes entstand 1958 auf einer Wanderung in den Nenzinger Himmel. Dass Papa gerade den Mund voll hat und nur halb auf dem Bild zu sehen ist, machte mir damals mit sechs Jahren noch nicht viel aus. Dann durfte ich aber trotzdem so manches Familienfoto „schießen“, damit der Papa auch mal auf dem Foto ist.
Wir haben die Filme (schwarz-weiß) immer selbst entwickelt und dann die Papierbilder in der Dunkelkammer ausgearbeitet. Ich war immer schon von der Technik fasziniert und so in den 60er Jahren des vorigen Jahrtausend die Möglichkeit gesehen, Bilder mit Schablonen und Doppelbelichtung zu verbessern – manche sagen auch fälschen dazu.
Mit fünfzehn, im Internat, hätte es bereits eine Fotogruppe gegeben, aber das hat mich damals nicht interessiert. Ich hatte ja auch das Geld für Filme nicht zur Verfügung und was ich wie abzulichten hätte schon gar nicht. Aber ich durfte manchmal Papas Kodak Retina 3C mit nach Graz nehmen, was ein riesiger Vertrauensvorschuss war. Diese Kamera – keine Spiegelreflex – war technisch unheimlich weit fortgeschritten, eingebauter Belichtungsmesser, scharfstellen mit Hilfe eines Schnittbildindikators, Anschluss für Elektronenblitz (Baujahr 1956 nicht vergessen) usw
2010 war auch ein besonderes Jahr. Als Gründungsmitglied des FotoTeam Digital in Wolfurt, viele Jahre im Vorstand und als „Herr über die Studiotechnik im Vereinsheim“ konnte ich auch nicht über mangelnde Arbeit jammern. Im Gegenteil. Es war eine wunderbare Zeit mit so vielen „Fotoverrückten“ zusammen das Thema Fotografie von allen Seiten zu beleuchten, nette Menschen kennen zu lernen und sich auch selbst fotografisch weiterzubilden
Und wenn ich mir heute Bilder aus dem Jahre 1958 ansehe, die enormen Veränderungen in der Landschaft, der Umwelt und dem menschlichen Zusammenleben, dann ist mir immer mehr klar, dass es diese Art der Dokumentation braucht. Nicht das schnelle Selfie mit dem Mickimauspark oder irgendwelchen Grimmassen im Hintergrund. Nein, richtige Dokumente unseres alltäglichen Lebens. Das ist es, was mich auch weiterhin an der Fotografie begeistert. Und natürlich das Fälschen. Ach wie schön, wenn auf einem eigenen Bild Dinge zum Vorschein kommen, die es so eigentlich gar nicht gegeben hat. Arik Brauer und seine Kollegen konnten das mit Farbe und Pinsel. Mir macht das Komponieren mit Fotoprogramm und Pixel aber auch Spaß.
1971 lernte ich meine Frau Gisela kennen und legte mir die erste Spiegelreflex zu. Eine Cosina Hi-Lite, mit zwei Objektiven – 50mm 1:2,8 und 35mm 1:2,8 Teleadapter, Zwischenringen, Fototasche, Stativ ……. Damals fast schon profimäßig. Aber die Technik hat mich dann in eine andere Richtung, zur EDV gezogen. Bis unser erstes Kind zur Welt kam. Damals machten wir von unserer Kleinen viele viele Fotos. Beim Zweiten wurde auch noch fotografiert und beim Dritten? OK, da war gerade das Haus im Entstehen und da wurde eben dieses abgelichtet.
Und dann begann ich langsam wieder, mich für die Fotografie zu interessieren. Ich dokumentierte die vielen Bauschritte, wo Leitungen und Rohre durch Wand und Decke verlaufen, die Bodenheizung verlegt ist und und und. So bin ich eigentlich in den Bereich der Doku-Fotografie gekommen. Gemeinsam mit den Fortschritten in der Kameratechnik und der Computerwelt ist meine Begeisterung für die Bildgestaltung immer mehr gewachsen
Herbert Kuzel