Testberichte

Kamera

Kamera und Objektivtest

Olympus

OM-D EM 10 Mark IV

Alle hier vorgestellten Testberichte werden ausschliesslich von Fotografen aus dem Lände gemacht und dem OVF-Vorarlberg als Beitrag zur Verfügung gestellt. Sollten Sie mehr Informationen zu einem der vorgestellten Produkte benötigen wenden Sie sich am besten an unseren Partner Foto Hebenstreit in Feldkirch

Erfahrungsbericht

Ich komme ja nicht unbedingt aus dem Olympus-Lager und habe daher (fast) keine Erfahrung mit dem Micro-Four-Thirds-Format – mein letzter Test mit dem Spitzenmodell von Olympus, der E-M1X, die mir außerordentlich gut gefallen hat, sowohl was Handling und Design wie auch die Bildqualität betrifft, ist auch schon einige Zeit her. Der Crop-Faktor beträgt der MFT-Kameras beträgt 2 – da muss man bei Bildkomposition und Objektivwahl etwas umdenken … wenn man aus dem APS-C oder VF-Lager kommt. Die Vorteile des MFT-Formats liegen auf der Hand: Kameragehäuse wie auch Objektive sind klein, handlich und leicht. Das dürften die primären Gründe für Olympus sein, auch weiterhin auf dieses Format zu setzen.

Perfekter Einstieg

Eine der preisgünstigsten und kompaktesten voll ausgestatteten Systemkameras (mit riesigem Objektivpark im Hintergrund) ist die OM-D E-M10 MIV in Kombination mit dem Pankake-Objektiv M.Zuiko 14-42mm/f1:3,5-5,6. Der perfekte Einstieg in den Olympus-Kosmos mit eingebautem Blitz, vertikal kippbarem Touch-Display, knackscharfem elektronischem Sucher mit automatischer Helligkeitseinstellung.

Ausstattung

Interessanter wird’s an der Kamera-Schulter, und dort vor allem beim Modus-Rad mit den Einstellungen P, A, S, M, Video, SCN … und: ART sowie das so genannte AP. Letztere ruft interessante Menüeinstellungen wie beispielsweise Mehrfachbelichtungen, lautlose Auslösung, Panorama, Korrektur stürzender Linien, Bracketing (AE und AF). Das dürfte sich im Foto-Alltag praktisch auswirken, aber auch  bei komplizierteren Fotoarbeiten: man muss nicht lang rumfummeln, um zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen

Nicht minder interessant ist der Short-Cut-Knopf links vom On/Of/Blitz-Hebel: Dieser gewährt schnellen und unkomplizierten Zugriff auf die verschiedenen Szenenprogramme, künstlerische Filter oder Video-Einstellungen. Die beiden Einstellräder neben dem großen Modus-Rad dienen der Blenden-/Verschluss-Regelung. Das ist gut so, weil sich diese Anordnung eigentlich bei allen Digitalkameras so durchgesetzt hat. Der eingebaute Blitz erledigt seinen Job gut – wer aber etwas weiter leuchten möchte, sollte sich schon einen Systemblitz zulegen.

Nimm dir Zeit

Die Fülle an Funktionen erschlägt einen förmlich – wenn man aber den Durchblick hat, was doch einige Zeit in Anspruch nimmt, dann ergibt sich eben eine ebenso große Fülle an kreativen Möglichkeiten, die Kamera voll aus zu reizen – bis hin zu verschiedenen Art-Looks. Die Herausforderung an den Benutzer daher: Nimm dir etwas Zeit – so wie ich – und studiere das Menü, beziehungsweise die umfangreiche Gebrauchsanweisung genau. Oder: Suche gezielt nach dem, womit bzw. mit welchen Einstellungen du liebäugelst. Learning by doing funktioniert selbstverständlich auch – aber erfahrungsgemäß braucht man ja für den Einstieg nicht unbedingt das volle Paket der Leistungskraft.

Info-Zentrale

Praktisch und für den täglichen Einsatz bestens geeignet ist der Touchscreen – erfahrungsgemäß mit seinen beiden wichtigsten Funktionen: Verschieben des Autofocus und Auslösung per Tip. Aber Achtung: Über den Touch-Screen ist es, ähnlich wie bei Sony, nicht möglich, das Menü komplett per Touch-Screen zu bedienen. Oben, unten, rechts und links sind alle Zusatz-Infos, die über die Einstellungen informieren, gut leserlich platziert. Über die rechts davon platzierte Viererwippe mit zentralem OK-Button werden ISO, Messfeld, Blitzeinsatz sowie Selbstauslöser/(Belichtung/Einzel/Serie) angesteuert. Der Rest an der Kamera-Rückseite ist Business as usual und nur mit dem nötigsten ausgestattet: Menü, Info (bei anderen Herstellern auch „Q“), Papierkorb, Play und der AEL/AFL-Button, der auch FN1-Knopf ist.

Technisch top

Die E-M10 ist eine wirklich sympathische und auch schöne Knipse, die man unaufgeregt verwenden kann – wie beispielsweise in der Street-Fotografie, aber auch bei Wanderungen oder in Gesellschaft, wenn schnell mal ein Bild geschossen werden soll. Die mitgelieferten 16 Megapixel sorgen für knackscharfe und farblich wie auch kontrastseitig ausgewogene Bilder. Im JPEG-Bereich werden die Bilder kameraintern ausgewogen verarbeitet und wirken für manche Betrachter knackig – mir haben die Ergebnisse jedenfalls gut gefallen. Besonders gefallen hat das kleine Zoomobjektiv M. Zuiko 14-42mm/f1:3,5-5,6 (adäquat zum Vollformat 28- 84mm), das sich wirklich gut schlägt – fast unglaublich, was für kompakte Ausmaße objektivseitig heute technisch möglich sind. Die Linse gibt´s bei Foto Hebenstreit natürlich auch im Kit.

Einsatzgebiete

Mein Fazit: Für mich wäre diese Kamera/Objektiv-Kombi ein Daily Driver – ich hätte sie immer dabei. Im Auto, bei Wanderungen, als Sicherung und ganz sicher als unkompliziertes, unauffälliges und sehr gut verarbeitetes, robustes Zweitgehäuse. Man kann damit schöne Landschaftsbilder produzieren, aber auch ansprechende Porträts oder rasante Reportagebilder schießen. Wenn ich allerdings blitzen müsste, würde ich schon einen Systemblitz anbringen – aber davon gibt’s ja auch reichlich im Angebot. Man bekommt für kleines Geld viel Kamera. Übrigens: Ich war mit der Kamera bei eisigen Temperaturen unterwegs – Akku wie auch diese schöne OM-D haben wacker durchgehalten.

Voigtländer legt eins drauf

Und nun zur attraktiven Kombination Voigtländer 29mm/f0.8 Super Nocton (58mm im Vollformat) mit dem Kraftpaket von Olympus, der OM-D E-M1 Mark3. Die Linse wurde erst kürzlich im November 2020 vorgestellt und lässt die Fachwelt – vor allem Filmer – aufhorchen. Wir haben damit natürlich fotografiert.

Spaß am Manuellen

Es macht Spaß, mit dem Voigtländer zu arbeiten – es ist aber auch eine Herausforderung. Die größte ist der Tatsache geschuldet, dass es ein rein manuelles Objektiv ist. Mein Tipp aus meiner Erfahrung (ich hatte die Linse zwei Wochen): Reizen sie alle MF-Hilfen, die ihre Kamera anbietet, aus – inklusive Bildstabilisierung, wenn Deine Kamera das hat. Ab Blende 2 geht´s einfacher – aber bei f0.8 … da habe ich schon manchmal geschwitzt und ein Foto ein zweites Mal oder drittes Mal machen müssen. Der Einsatz eines Stativs ist daher empfohlen. Man wird dann zwar insgesamt langsamer, aber mit dem Super Nokton arbeitet man sowieso langsamer. Die Belohnung ist groß: Knackige Schärfe dort, wo man sie möchte – und ein wunderbar samtiges Bokeh dort, wo es sein soll: gleich dahinter …

Richtig focussieren

Abgeblendet fotografieren ist mit diesem Voigtländer auch eine Herausforderung – vor allem dann, wenn das Motiv weiter weg ist: Das hier zumindest bei spiegellosen Kameras das Kontrastverhalten eher etwas schwammig ausfällt, ist Scharfstellen auch schwierig. Man muss sich klar sein: Das Objektiv verzeiht keine Fehler. Mein zweiter Tipp daher: zuerst offenblendig fokussieren, und

dann auf das gewünschte Maß abblenden (lässt sich auch durch die Tatsache, dass der knackig arbeitende Blendenring Frontlinsen-seitig platziert ist). Dann passen die Ergebnisse hundertprozentig – und man ist nur eine halbe Sekunde langsamer. Macht im Regelfall nichts aus, denn wer sich das Vogtländer ans Gehäuse schnallt, fotografiert ohnehin entschleunigt.

Es werde Licht

Seine volle Pracht kann das Glas mit der Brennweite des menschlichen Auges an hochwertigen Kameras, die im Extremfall auch extrem kurze Belichtungszeiten liefern, entfalten: wenn die Sonne lacht und man Dinge mit Blende 0.8 schön freistellen möchte, kommen Verschlusszeiten weit jenseits von 1/5000 zum Einsatz. Unsere E-M1 Mark3 liefert bis zu 1/8000 – damit kann man auf jeden Fall gut arbeiten. Seine Freisteller-Euphorie sollte der Vogtländer-Besitzer allerdings gut im Griff haben, denn die Schärfentiefe ist offenblendig exorbitant gering – auch noch bei Motiven, die weiter weg sind. Halten Sie also ihr Temperament im Zaum 😉. Seite Trümpfe spielt das Voigtländer aus, wenn es dunkel wird. Der Einsatzbereich des Voigtländer liegt im Bereich des Available Light-Fotografie: Wunderbar, wie man ohne Zusatzlicht oder Blitzeinsatz fotografieren kann – mit Belichtungszeiten, bei denen es noch keinesfalls zu Verwackelungen kommen kann

Top Verarbeitung

Über Verarbeitung und Wertigkeit braucht man nicht viele Worte zu verlieren: Die Voigtländer stellen die Spitze der Evolutionsentwicklung dar und reihen sich bei den Besten der Besten von Leitz, Zeiss oder den Premium-Gläsern von Canon, Nikon und Sony ein.

Voigtländer am Spitzenmodell

Das objektivseitige MFT-Bajonett des Voigtländer passt unter anderem zu Lumix, BlackMagic und natürlich zu den Gehäusen des Miterfinders (Panasonic) von Micro-Four-Thirds: Olympus. Unsere Spritzwasser und Staub gedichtete OM-D E-M1M3 ist seit Februar 2020 auf dem Markt, leistet solide 20 Megapixel und ist neben der E-M1X, die ich im Frühjahr 2020 ausprobieren durfte, das zweite, kompaktere Spitzenmodell aus dem Hause Olympus. Auf den ersten Blick fallen zwei Dinge positiv auf: Der schöne, helle Sucher (very important, wenn man das Voigtländer draufhat – Erklärung siehe weiter oben), und der Flip-Touchscreen, wenn man den zentralen OK-Button im Steuerkreuz drückt: Dann erscheint ein Info-Fenster, über das sich bequem und schnell (fast) alle Parameter, die für ein gut belichtetes und eingestelltes Foto wichtig sind, ansteuern und einstellen lassen. Der Funktionsumfang ist allerdings enorm – also nichts für Anfänger. Und wenn doch, dann sollten diese entsprechend ambitioniert sein 😊

Bericht: Walter de Meijer